Xanten – Spaziergang in einer römischen Stadt
Marcus Sattonius Iucundus müsste staunen: In der römischen Stadt "Colonia Ulpia Traiana" bei Xanten, deren Ratsherr er vor fast zwei Jahrtausenden war, schimmern wieder weiße Tempelsäulen über die Zinnen bewehrte Stadtmauer, klingt Applaus aus dem Rund des Amphitheaters und raucht der Schornstein der gastlichen Herberge.
Eine wichtige "Colonia"
1977 wurde mit dem Archäologischen Park Xanten das Gelände zu neuem Leben erweckt, auf dem Kaiser Traian (53-117 n.Chr.) einst die nach Köln und Trier wichtigste "Colonia" im Norden gegründet hatte. Heute ist es Deutschlands größtes archäologisches Freilichtmuseum. Millionen Besucher sind hier schon im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren der Römer am Niederrhein gewandelt: Exakt folgen die sandigen Spazierwege dem Gittermuster der antiken Straßen, schlanke Linden stehen genau dort, wo einst Säulen die Schatten spendenden Vordächer der Gebäude trugen.
2008 kam das "RömerMuseum" dazu - ein archäologischer Schutzbau für die imponierenden Kuppeln und Gewölbe der römischen Therme wurde dafür mit moderner Museumsarchitektur kombiniert. Das Museum dokumentiert die römische Geschichte der Stadt von der Zeit Caesars bis zu den Franken. Auf einer Ausstellungsfläche von 2000 Quadratmetern vermitteln mehr als 2500 Exponate den römischen Alltag in Germanien. Die Besucher werden in einem chronologischen Rundgang durch die 400-jährige römische Geschichte Xantens geführt. Die meisten Fundstücke, von denen viele zum ersten Mal öffentlich ausgestellt werden, stammen aus der Stadt und den nahe gelegenen Legionslagern.
Essen nach antiken Rezepten
Hauptattraktion bleiben aber die auf dem 73-Hektar-Areal wieder neu erstandenen Gebäude: Das teils rekonstruierte Amphitheater, die ganz mittelmeerisch wirkende Herberge mit Menüangebot nach antiken Rezepten, der imponierende, mit etlichen Säulen wiedererstandene Hafentempel und die wehrhafte Mauer der Stadt, hinter der im 2. und 3. Jahrhundert rund 10.000 Bürger lebten. Und die Chancen stehen überaus gut, bei den aktuell laufenden Ausgrabungen den Archäologen über die Schulter sehen zu können.
Viel spannender für Kinder sind aber die Holztische mit römischen Brett- und Würfelspielen. Und dass römisches Stadtleben nicht nur aus wohligen Bädern, spannenden Gladiatorenkämpfen und leckeren Gelagen bestanden hat, bekommt der Parkbesucher auch mit: Hier und da ist ein tiefer Einblick in die römischen Abwasserkanäle möglich. Diese "Cloaca" ist allerdings nicht mehr in Gang gebracht worden, seitdem die Römer verschwanden - auch das hätte sich Marcus Sattonius Iucundus vor 2000 Jahren wohl kaum vorstellen können.