Yangon: Südostasiens architektonische Schatzkammer
Yangon ist eine der aufregendsten Städte Südostasiens. Nach Jahrzehnten politischer Isolation stehen hier noch viele Gebäude aus der Kolonialzeit - ein einzigartiges kosmopolitisches Erbe. Fotograf Manuel Oka zeigt es.
Die Shwedagon Pagode
Das majestätische Wahrzeichen Ranguns überragt die Stadt von der Spitze des Singuttara Hügels. Die Pagode ist 99 Meter hoch und mit Blattgold überzogen. Sie ist seit Jahrhunderten das Zentrum des religiösen Lebens in Myanmar. Um im Stadtbild den imposanten Anblick zu erhalten, wurde der Bau von Hochhäusern in der unmittelbaren Umgebung des Heiligtums per Gesetz verboten.
Das Sekretariat
Das Sekretariat ist der Prototyp eines Kolonialbaus in Yangon: ein Symbol britischer Herrschaft und ein Monument der enttäuschten Hoffnungen nach der burmesischen Unabhängigkeit. Hier wurde der Unabhängigkeitsheld Aung San ermordet. Erbaut zwischen 1889 und 1905 war es das administrative Zentrum Britisch-Burmas.
Das alte, neue Sekretariat
Nach Jahrzehnten des Verfalls nimmt die Zukunft des Sekretariats langsam Form an. 2012 pachtete ein wenig bekannter Investor den riesigen Komplex. Inzwischen haben erste Renovierungsarbeiten begonnen. Viel Geld wird nötig sein, um die 40.000 Quadratmeter auf Vordermann zu bringen. Die Nutzungspläne sehen Museen, Galerien und ein Kulturzentrum vor.
Der Theingyi Markt
Der heutige Theingyi Markt entstand als "Surati Bara Bazaar" im 19. Jahrhundert. Ein Besuch ist ein Muss für jeden Touristen. Der zähe Strom von Fußgängern, die Körbe voll frischem Fisch und die lautstarken Rufe der Händler wirken wie eine ganz besondere Choreographie.
Das Sofaers Gebäude
Nur wenige Gebäude rufen das alte Yangon in Erinnerung wie das Sofaers. Trotz Altersschwäche, Unkraut und dickem Fassadenschmutz erinnert es an seine Glanzzeit. Im frühen 20. Jahrhundert waren hier unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters, die Bank of Burma und die Lebensversicherung China Mutual Mieter. Heute ziehen eine Kunstgalerie und ein japanisches Restaurant die Touristen an.
Die Tripitaka Bibliothek
Verschiedene Gebäude aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren erzählen die Geschichte einer jungen Nation und ihren Schwierigkeiten nach der Unabhängigkeit. Die Tripitaka Bibliothek wurde anlässlich der Sechsten Buddhistischen Synode gebaut, welche zwischen 1954 und 1956 in Yangon stattfand. Ein amerikanischer Architekt hat das Gebäude entworfen.
Die schiitische Moschee
Yangon verbindet das Erbe vieler Nationen, Kulturen und Religion. Der burmesische Historiker Thant Myint-U weist darauf hin, dass der Ausdruck "pluralistische Gesellschaft" im Kontext des kolonialen Yangon geprägt wurde. Das Bild zeigt die schiitische Mogul Shia Moschee, die persischen Immigranten Anfang des 20. Jahrhundert erbauten.
Der Yangon Division Bürokomplex
Früher waren hier das Polizeikommissariat, Gerichtssäle und Amtsstuben. Nach der Renovierung wird dieses Gebäudes ein 229-Zimmer-Luxushotel der internationalen Kette Kempinski beherbergen. Ende 2016 soll es eröffnet werden. Aktivisten hatten bis zuletzt versucht, das Projekt zu stoppen. Sie wollten das imposante Gebäude auf der Strand Road für die Öffentlichkeit erhalten.
Die Myanmar Hafenverwaltung
Die politische Transformation Myanmars hat die Veränderungen in Yangon beschleunigt. Da viel mehr Autos in der Stadt unterwegs sind, wurde etwa über die Strand Road eine Fußgängerbrücke neu gebaut. Sie verstellt allerdings den Blick auf eine ganze Reihe eindrucksvoller Kolonialzeitgebäude am Flussufer, zum Beispiel die Hafenverwaltung mit ihrem unverkennbaren Turm.
Eine architektonische Stadtführung
Noch ist nicht absehbar, wie sich das Bild der Stadt in den kommenden Jahren verändern wird. Viele der historischen Häuser sind baufällig, für ihren Erhalt interessieren sich aber nur wenige Burmesen. Auch deshalb haben Ben Bansal, Elliott Fox und Manuel Oka das architektonische Erbe im "Yangon Architectural Guide" zusammengefasst. Das Buch ist ab Oktober 2015 im Handel erhältlich.