Zehntausende bei Pride-Parade in Warschau
17. Juni 2023Warschaus liberaler Bürgermeister Rafal Trzaskowski versprach bei der jährlichen Parade, dass die LGBTQ-Gemeinde in seiner Stadt "immer sicher sein" werde. Dasselbe hoffe er für ganz Polen, fügte der Politiker der Oppositionspartei Bürgerplattform (PO) hinzu.
PiS verschärft ihre Rhetorik
Polen steht immer wieder wegen der Diskriminierung sexueller Minderheiten in der Kritik. Viele Politiker der nationalkonservativen Regierungspartei PiS betreiben offene Stimmungsmache gegen die LGBTQ-Gemeinde. Die PiS prangert regelmäßig eine vermeintliche "LGTBQ-Ideologie" an, die sich gegen polnische Traditionen und Werte richte die traditionellen Familienstrukturen bedrohe. Im Vorfeld der Parlamentswahl im Herbst sind die Angriffe führender Vertreter der PiS auf Homo- und Transsexuelle schärfer geworden.
Die Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und andere nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.
Michal Niepielski, ein langjähriger Teilnehmer an der Pride-Parade in der polnischen Hauptstadt, sieht einerseits eine gewachsene Toleranz innerhalb der Gesellschaft. Gleichzeitig aber befürchtet er, dass die PiS ihre feindselige Rhetorik weiter verstärken werde, "um ihrer Wähler zu mobilisieren". Die Strategie kenne er seit vielen Jahren, sagte der 60-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Aber es "trifft uns natürlich, wenn uns Politiker als 'Abartige', 'kranke Menschen' und 'Bedrohung für die polnische Familie' bezeichnen".
Innerhalb der Europäischen Union gelten Polen und Ungarn als die Länder mit den schlechtesten Lebensbedingungen für LGBTQ-Menschen.
qu/wa (afp, rtr)