Zehntausende fordern Unabhängigkeit
19. Oktober 2014"Die Zeit ist reif" und "Wir sind bereit" stand auf den Bannern der Demonstranten. Viele trugen gelbe T-Shirts und schwenkten katalanischen Flaggen. Etwa 100.000 Menschen beteiligten sich nach Medienberichten an der Massenkundgebung in der katalanischen Regional-Hauptstadt Barcelona.
Zu der Demonstration hatten die Katalanische Nationalversammlung (ANC) und die kulturelle Vereinigung Omnium aufgerufen, die in der Vergangenheit mehrere Massenkundgebungen für eine Abspaltung der Region von Spanien veranstaltet hatten.
Forderung nach Neuwahlen
Vorgezogene Wahlen zum Regionalparlament innerhalb der nächsten drei Monate - so die lautstarke Forderung der Demonstranten. Nach ihrem Willen sollen die Parteien, die für die Unabhängigkeit Kataloniens eintreten, eine gemeinsame Kandidatenliste aufstellen, damit die Wahl einen plebiszitären Charakter erhält.
Kataloniens Regional-Regierungschef Artur Mas hatte am Donnerstag mittgeteilt, am 9. November eine unverbindliche Bürgerbefragung über die Unabhängigkeit der Region im Nordosten Spaniens abhalten zu wollen. Ursprünglich wollte die katalanische Regierung ein Unabhängigkeitsreferendum abhalten. Dieses hatte das spanische Verfassungsgericht Ende September jedoch verboten.
Madrid missfällt die Bürgerbefragung
Die Regierung in Madrid hatte die Referendumspläne stets als verfassungswidrig eingestuft und argumentiert, dass nur das gesamte spanische Volk über eine Unabhängigkeit Kataloniens entscheiden könne. Möglicherweise will die spanische Regierung auch die alternative Abstimmung vor dem Verfassungsgericht anfechten lassen. "Die Regionen dürfen Volksbefragungen vornehmen zu Themen, die in ihre Kompetenzen fallen", hatte Justizminister Rafael Catalá argumentiert. Die Frage nach der Unabhängigkeit überschreite die Kompetenzen einer Regionalregierung.
Katalonien mit seiner bei Touristen äußerst beliebten Hauptstadt Barcelona ist eine verhältnismäßig wohlhabende Region im krisengeplagten Spanien. Die Katalanen, die eine eigene Sprache pflegen und stolz auf ihre regionale Kultur sind, stellen rund 16 Prozent der Spanier. Vor allem befeuert durch die schwere Wirtschaftskrise nahm in den vergangenen Jahren der Wunsch vieler Menschen in Katalonien nach Unabhängigkeit wieder zu. Die Befürworter einer Abspaltung argumentieren, dass es der Region allein wirtschaftlich besser ginge.
Eine gespaltene Region
Allerdings sind die Katalanen in der Frage nach der Unabhängigkeit gespalten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung der Region ist dafür, die andere Hälfte ist dagegen. Zuletzt hatten in der Barcelona fast 40.000 Menschen gegen eine Loslösung von Spanien demonstriert und den Rücktritt von Regionalpräsident Mas gefordert.
Der FC Barcelona hingegen hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, das Referendum abzuhalten - ungeachtet der Möglichkeit, dass er dann aus der spanischen Fußballliga ausgeschlossen werden könnte. Der Klub sei dem "Nationalpakt für das Selbstbestimmungsrecht Kataloniens" beigetreten, teilte der 22-malige spanische Meister auf seiner Homepage mit.
cw/cr (dpa, rtre)