Zwei Explosionen erschüttern Tripoli
23. August 2013Der Leiter des Roten Kreuzes im Libanon, George Kettane, gab die Zahl der Verletzten in Tripoli mit mehr als 500 an. Die Explosionen hätten große Zerstörungen angerichtet, teilte das Gesundheitsministerium mit. Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters berichtete, er habe sieben Leichen in ausgebrannten Autos gesehen. Krankenwagen rasten zu den Orten der Explosionen. Über der Stadt waren schwarze Rauchwolken zu sehen. Fernsehbilder zeigten zerstörte Autos, einige brannten. An umliegenden Häusern waren die Fensterscheiben geborsten.
Die anscheinend koordinierten Explosionen ereigneten sich zum Ende der Freitagsgebete vor zwei Moscheen in der vor allem von Sunniten bewohnten Küstenstadt. Die erste Explosion ereignete sich in einem überwiegend von Sunniten bewohnten Stadtteil. Nach Angaben der Polizei detonierte der zweite Sprengsatz in der Nähe einer Moschee im Stadtviertel Al-Mina. In Tripoli hat es schon öfter blutige Konflikte zwischen Sunniten und Alawiten gegeben.
Andere Berichterstatter weisen darauf hin, dass ein Sprengsatz in der Nähe der Wohnung des scheidenden Regierungschefs Nadschib Mikati gezündet wurde. Nach Angaben seines Büros hielt sich Mikati nicht in Tripoli auf. Die zweite Explosion erfolgte nach Angaben der Sicherheitskräfte in der Nähe der Wohnung des ehemaligen Polizeichefs Aschra Rifi.
Verhärtete Fronten zwischen Religionsgruppen
Erst vor einer Woche starben 22 Menschen, als eine Autobombe in einem südlichen Vorort der Hauptstadt Beirut explodierte. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden 120 Menschen verletzt. Die Explosion habe sich in der Nähe eines Gebäudekomplexes ereignet, der von der schiitischen Hisbollah genutzt werde, sagten Augenzeugen. Viele umliegende Häuser seien beschädigt, Autos zerstört worden. In einer Video-Botschaft bekannte sich eine Sunniten-Gruppe mit dem Namen Brigade von Aischa zu dem Anschlag. Das Netzwerk drohte mit weiteren Attentaten auf die Hisbollah. Der schiitisch geprägte Süden Beiruts wird von der Hisbollah kontrolliert.
Der Libanon wird zunehmend in den Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien hineingezogen. Die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten in der ohnehin konfessionell zersplitterten libanesischen Gesellschaft wachsen. Der Anschlag ist der dritte in diesem Jahr im Süden Beiruts. Bei einer Explosion Anfang Juli waren 53 Menschen verletzt worden. Im Mai waren zwei Raketen in der Gegend eingeschlagen.
Wird der Libanon in den Syrien-Krieg verwickelt?
Der Libanon, der noch immer unter den Folgen des Bürgerkriegs von 1975 bis 1990 leidet, wird im Zuge des Konflikt im benachbarten Syrien immer mehr zerrissen. So kämpft die schiitische Hisbollah-Miliz an der Seite der Soldaten von Präsident Baschar al-Assad und hat ihm zu wichtigen Erfolgen über die überwiegend sunnitischen Rebellen verholfen. Assad selbst gehört den Alawiten an, die aus den Schiiten hervorgegangen sind. Zudem hat der Libanon mehr als eine halbe Million Syrer aufgenommen, die vor dem Bürgerkrieg aus ihrem Land geflohen sind.
In Tripoli gibt es immer wieder blutige Konflikte zwischen Sunniten, die mehrheitlich die Aufständischen im benachbarten Syrien unterstützen, und Alawiten, die auf der Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad stehen.
kle/re (afp, rtre, ape, dpa)