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Zwischen Forschung und Diplomatie

Sonia Phalnikar/Daniel Kiecol (Qantara.de)6. Mai 2004

Zum 175-jährigen Bestehen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) steht neben der archäologischen Arbeit auch der diplomatische Einfluss im Mittleren Osten und der arabischen Welt im Zentrum des Interesses.

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Ausgrabungen in der TürkeiBild: dpa

Von seinen Anfängen zu Zeiten der preußischen Könige bis ins heutige, demokratische Deutschland musste das Institut eine ganze Reihe von politischen und ideologischen Systemen überstehen, um seinen wissenschaftlichen Auftrag erfüllen zu können.

Gegründet wurde das Institut am 21. April 1829 in Rom mit dem Ziel, die archäologischen Entdeckungen der griechischen und römischen Antike zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Heute bildet die Einrichtung ein gigantisches archäologisches Netzwerk mit acht Abteilungen, drei Kommissionen, um die 100 Wissenschaftlern und 250 Angestellten. Archäologen werden in alle Teile der Welt geschickt, um an den weit verstreuten Ausgrabungsstätten zu arbeiten. Seinen Hauptsitz hat das DAI seit 1833 in Berlin. Im Laufe der Zeit weiteten sich die Aufgaben und die Zielrichtungen des Instituts immer mehr aus. Astrid Dostert, klassische Archäologin am DAI, betont die wachsende Bedeutung der Arbeit in der arabischen Welt und des Mittleren Ostens: "Obwohl wir schon recht lange mit diesen Regionen zu tun haben, hat der politische und kulturelle Aspekt unserer Arbeit in den letzten Jahren erheblich an Gewicht gewonnen", erzählt sie.

Deutsches Archäologisches Institut
Das Deutsche Archäologische Institut in BerlinBild: dpa zb

Dialog mit der islamischen Welt

Dies ist zum Teil auf die Tatsache zurückzuführen, dass das DAI vom deutschen Außenministerium finanziert wird, das in den letzten Jahren, und insbesondere nach den Terrorattacken vom 11. September 2001, sein Netzwerk ausländischer Kultureinrichtungen nutzte, um den Dialog mit der islamischen Welt zu intensivieren.

Die Ausgrabungen des DAI in den arabischen Ländern und im Mittleren Osten, die der Bewahrung des kulturellen Erbes und der Indentitätserhaltung der Länder dienen, seien besonders geeignet, um einen solchen Dialog zu führen und den kulturellen Austausch zu pflegen, sagt Margarete van Ess, wissenschaftliche Leiterin der Nahost-Abteilung des DAI. Die Archäologie trage enorm zum Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen bei. In den arabischen Ländern sei dies wegen des Reichtums an archäologischen und historischen Schätzen in besonderem Maße der Fall.

Archäologie wirkungsvoller als Diplomatie?

Van Ess erklärt, dass die Archäologie häufig die Grenzen zur Diplomatie weit überschreitet. "Archäologen verfolgen oft langfristige Projekte, die sie regelmäßig und lange in die Regionen führen, so dass sie sich dort gut auskennen", sagt sie. "Das erleichtert es ihnen, das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zu gewinnen, genauso wie das der Verwaltungsbeamten und Politiker, mit denen sie an den Ausgrabungsstätten in Kontakt kommen. Manchmal können sie sogar als Vermittler zwischen den verschiedenen sozialen Klassen in einem Land fungieren."

Gute Zusammenarbeit

In den letzten Jahren führte das DAI in vielen Teilen der islamischen Welt Ausgrabungen in Zusammenarbeit mit einheimischen Archäologen und Wissenschaftlern durch.Hierzu gehören etwa die Wiederherstellung des Mogul-Gartens Bagh-e-Babur in Kabul, archäologische Untersuchungen im antiken Marib im Nordosten des Jemen und Ausgrabungen in Tayma, Saudi-Arabien.

Die UNESCO, kultureller Arm der Vereinten Nationen, vertraute auf das Expertenwissen des DAI, als es darum ging, den archäologischen Schaden zu bemessen, der in Folge des letzten Irakkrieges entstanden ist.

Im vergangenen Jahr schloss das DAI einen Vertrag mit der Antike-Abteilung des iranischen Kulturministeriums über ein auf zehn Jahre angelegtes Projekt ab. Damit wurde das DAI zur weltweit ersten Institution, der man seit der Revolution archäologische Forschungen gestattete.