Die Krise lösen
10. Oktober 2008Angesichts der erdrutschartigen Einbrüche an den Weltbörsen will US-Präsident George W. Bush "aggressiv" gegen die Finanzkrise vorgehen. "Die US-Regierung handelt, und wir werden weiter handeln, um die Krise zu lösen und die Stabilität am Markt wieder herzustellen", sagte Bush am Freitag (10.10.2008) vor dem Weißen Haus. Die Regierung verfüge über eine "umfassende Strategie" und die notwenigen Instrumente, die Krise auszupacken. Allerdings werde es einige Zeit dauern, bis die Maßnahmen Wirkung zeigen. Bush appellierte in das Vertrauen der Bürger: "Das amerikanische Volk kann in die wirtschaftliche Zukunft vertrauen", versicherte er.
Gefahr der Angst
Bush warnte in seiner achtminütigen Ansprache vor der Angst und den psychologischen Folgen der Krise: Die Furcht der Investoren ziehe die Märkte nach unten. Das Rettungspaket von über 700 Milliarden Dollar würde jedoch bald Wirkung zeigen, erklärte er. Bush betonte die internationale Zusammenarbeit in dieser globalen Krise: "Wir stecken hier zusammen drin und wir kommen hier zusammen raus", sagt er.
Internationale Lösungen
Ähnlich äußerte sich auch andere Regierungschefs. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte: "Manches kann heute nicht mehr national entschieden werden." Sie forderte internationale Regeln, damit sich so eine Finanzmarktkrise nicht wiederholen könne. Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich am Samstag erneut mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy treffen, um eine Lösung zu finden.
Krisensitzung der G7
Zuzeit treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der G7 in Washington zu Krisen-Beratungen. Japans Präsident kündige außerdem bereits einen Sondergipfel der G8-Staaten an, sollten die Politiker in Washington zu keiner Lösung kommen. "Um die Kettenreaktion einzudämmen, ist Japan zu einer Führungsrolle bereit, um Ländern Finanzmittel zur Verfügung zu stellen", erklärte Japans Finanzminister.
Weitere Rettungspakete?
Die Politik sucht fieberhaft nach einem Weg, die panische Kettenreaktion an den Börsen zu unterbrechen. Der britische Premierminister Gordon Brown rief erneut dazu auf, Großbritanniens Beispiel zu folgen und milliardenschwere Rettungspakete für die Finanzwelt zu schnüren, sowie Banken zu verstaatlichen. "Weil dies ein weltweites Problem ist, braucht es eine weltweite Lösung", sagte Brown. Derweil schnürten auch Spanien und Russland nationale Hilfspakete für ihre Finanzbranchen.
Auch die deutsche Bundesregierung arbeitet laut der Tageszeitung "Die Welt" an einem Rettungsplan nach britischem Vorbild. Die Regierung plane, nicht nur Kredite, sondern auch Eigenkapital zur Verfügung zu stellen - und zwar in zweistelliger Milliardenhöhe, so die Welt. Im Gegenzug erwäge der Staat, sich an Banken zu beteiligen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm erklärte, es sei "die Pflicht der Bundesregierung, vorbereitet zu sein und denkbare Optionen zu prüfen." Es ginge darum, Schaden von den Bürgern und der Wirtschaft abzuwenden, so Wilhelm. Vor dem Treffen der G7-Finanzminister in Washington sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück: "Ich bin überzeugt, dass wir mit Von-Fall-zu-Fall-Lösungen nicht mehr weiterkommen. Das ist ausgereizt." Nötig seien "systemübergreifende" Maßnahmen. Näheres wollte Steinbrück nicht sagen.
Angesichts der fortschreitenden wirtschaftlichen Turbulenzen plant auch die US-Regierung weitere drastische Maßnahmen. Das Wall Street Journal berichtet, es ginge um eine "Garantie für Milliarden an Bankschulden" sowie eine "zeitweise Versicherung aller Bankeinlagen". Ziel der Garantien sei es, einen weiteren Abzug von Geldern durch nervöse Anleger einzudämmen, hieß es. Das Blatt betonte jedoch, diese Vorschläge seien noch in der Diskussion. Bereits am Donnerstag berichteten US-Medien, die Bush-Regierung erwäge eine Verstaatlichung von bankrotten Banken. Mit einem solchen Schritt könnte das Vertrauen in die Finanzbranche gestärkt werden. Sollten diese Vorschläge umgesetzt werden, wäre es der größte staatliche Eingriff in der Geschichte des amerikanischen Finanzsystems.
Börsen schließen?
Um der Panik entgegenzuwirken fordern erste Börsenbeobachter bereits, die Börsen weltweit für eine Woche zu schließen, um Zeit zu gewinnen: Für eine generelle Bestandaufnahme und für die Politik: Sie braucht Zeit für Entscheidungen. (ako)