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Datenschutz wird kleingeschrieben

25. März 2010

Soziale Netzwerke im Internet haben Konjunktur. Doch die Anbieter gehen nach einer Studie der Stiftung Warentest zu sorglos mit Nutzerdaten um. Einige Netzwerke verweigerten die Kooperation für die Studie.

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Ein Bildschirm mit einer offenen Facebook-Seite (Foto: AP)
Etwa 30 Millionen Deutsche tummeln sich im Internet in sozialen NetzwerkenBild: AP

Ob Facebook, die VZ-Netzwerke oder Wer-kennt-wen: Soziale Netzwerke im Internet boomen. Rund 30 Millionen Deutsche sind nach Angaben des IT-Branchenverbandes Bitkom bei mindestens einer Netzgemeinschaft angemeldet. Besonders wichtig für viele Nutzer sind der Austausch mit Freunden sowie das Knüpfen neuer Kontakte. Doch Datenschutz und Datensicherheit werden bei den sozialen Internet-Netzwerken anscheinend kleingeschrieben. Nach einem am Donnerstag (25.03.2010) veröffentlichten Bericht der Stiftung Warentest weisen alle getesteten Netzwerke beim Umgang mit den privaten Daten ihrer Mitglieder Mängel auf. Bei acht von zehn Netzwerken seien diese Mängel sogar deutlich oder erheblich.

US-Netzwerke kooperieren nicht mit den Testern

Die großen US-Netzwerke Facebook, Myspace und Linkedin kamen in der Studie beim Datenschutz am schlechtesten weg. "Kulturelle Unterschiede" machten die Tester beim Vergleich der deutschen mit den amerikanischen Anbietern insgesamt aus. Vor allem die Nutzungsrechte, die sich die amerikanischen Dienste einräumten, empörten sie. Facebook etwa handele nach dem Motto: Wir geben die Informationen unserer Nutzer an Dritte - etwa zu Werbezwecken - weiter, wenn wir der Auffassung sind, dass der Nutzer dies gestattet hat. Die Mitarbeiter von Stiftung Warentest betätigten sich auch als "Hacker" mit Einwilligung der Anbieter, um die Datensicherheit zu prüfen. Für die Recherchen der Studie stellten sich besonders Facebook und Myspace sowie die beruflichen Netze LinkedIn und Xing quer: Sie verweigerten der Stiftung einen kontrollierten Hacker-Eingriff, um die Datensicherheit der Portale zu prüfen. Dies führte in der Studie zu einer Abwertung wegen fehlender Transparenz.

Mann und Frau starren auf einen Bildschirm (Foto: Bildbox)
Die Datensicherheit ist bei einigen Angeboten nicht gewährleistetBild: Bilderbox

Die beste Bewertung erhielten die Netzwerke "SchülerVZ" und "StudiVZ". Beide bekamen bei der Beachtung von Verfügungs- und Nutzerrechten sogar ein "sehr gut". Hierbei ging es darum, ob der Nutzer Eigentümer seiner Daten bleibt, oder ob Verwertungsrechte an Anbieter übergehen. Außerdem wurde untersucht, wie Persönlichkeitsrechte beachtet werden, zum Beispiel bei der Verlinkung mit anderen Portalen oder beim Recht auf das eigene Bild. Hubertus Primus, Bereichsleiter Publikation von Stiftung Warentest, mahnte die Internetnutzer grundsätzlich zu Vorsicht beim Einstellen von Daten in sozialen Netzwerken. Denn: Viele Leute haben offenbar noch immer nicht verstanden, dass Dinge, die man im Internet vielen Leuten zeigt, potenziell allen zugänglich sind. "Jeder Verbraucher ist sein eigener Datenschützer", sagte Primus. Was einmal ins Internet gestellt worden sei, bleibe oft auch nach dem Löschen erhalten. "Das Internet vergisst nichts", kommentierte Primus die Sorglosigkeit vieler User. Deshalb sei es ratsam, sich gut zu überlegen, was man den Netzwerken anvertraut, oder eventuell auf ein Pseudonym zurückzugreifen.

Datensicherheit ist häufig miserabel

Doch wie sicher sind die Daten generell auf den Seiten von Facebook und Co? Um die Datensicherheit ist es nach Meinung der Tester zufolge oft miserabel bestellt. Bei einigen Netzwerken habe es nur wenige Tage gedauert, bis die Stiftungsmitarbeiter mit relativ einfachen Mitteln jedes beliebige Nutzerkonto übernehmen und auf die gespeicherten Daten zugreifen konnten. Selbst wer auf seine Privatsphäre achte, könne schnell ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. Die Tester stellten zudem fest, dass die beiden VZ-Netzwerke erhebliche Schwachstellen haben, wenn sie etwa mit einem Smartphone aus einen unverschlüsselten W-Lan-Netz heraus genutzt werden. Nutzername und Kennwort könnten von Unbefugten problemlos mitgeschnitten, das jeweilige Profil im Internet dann daraufhin manipuliert werden. Wer seine persönlichen Daten etwa bei Facebook vor Unbekannten schützen wolle, müsse umständlich die Einstellungen suchen und ändern. Seit Dezember 2009 seien die Einstellungen bei Facebook so geändert worden, dass viele Profildaten wie Name, Nutzerfoto und Mitgliedschaft in Gruppen für jeden Nutzer einsehbar seien.

Experten fordern "digitalen Radiergummi"

Experten überrascht das Ergebnis der Studie nicht: Vor einigen Tagen haben die Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder einen "digitalen Radiergummi", mit dem Bürger persönliche Daten im Internet entfernen können, gefordert. Bislang seien Informationen im Internet praktisch nicht löschbar, beschreibt der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix das digitale Dilemma zahlreicher User. Zudem solle sich die Bundesregierung international für höhere Datenschutzstandards einsetzen. Für Datenschützer Dix ist klar: "Globalisierung kann keine Entschuldigung für nationale Passivität sein."

Symbolbild mit Kabelgewirr und USB-Ports (Foto: dpa)
Experten fordern mehr Anstrengungen der Politiker in Sachen DatenschutzBild: picture-alliance/ dpa

Autor: Marcus Bölz (epd, dpa, apn)
Redaktion: Hajo Felten