Hertha legt Protest ein
16. Mai 2012Nach den Ausschreitungen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Ermittlungen aufgenommen. Beim Aufstieg der Düsseldorfer nach dem 2:2 am Dienstag (15.05.2012) endete die Partie in einem Tumult, nachdem Tausende Fortuna-Fans das Spielfeld etwa 90 Sekunden vor Schluss gestürmt hatten. Erst nach 20 Minuten Unterbrechung setzte Schiedsrichter Wolfgang Stark die Begegnung fort. Hertha BSC hat am Mittwoch Einspruch gegen die Wertung des Relegationsspiels eingelegt. Als "irregulär" bezeichnete Hertha-Manager Michael Preetz die Situation: "Ich glaube, die Sicherheit der Spieler war nicht mehr gewährleistet." Preetz betonte, dass die Berliner die Partie nur auf Bitten von Polizei und Unparteiischen zuende gespielt hatten, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.
"Ich sehe keinen Handlungsbedarf für einen Protest und gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind", sagte dagegen Fortuna-Manager Wolf Werner. "Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Wir haben dann aber alles getan, um sie wieder aus dem Innenraum zu bringen", erklärte Werner. Bereits nach dem 2:1 für Düsseldorf in der 59. Minute hatte Referee Stark die Partie erstmals unterbrechen müssen, weil aus dem Hertha-Block Feuerwerkskörper auf den Rasen geworfen worden waren. Lob erhielt Stark vom Chef der DFB-Schiedsrichter für sein umsichtiges Handeln. "Aus unserer Sicht hat er das sauber bis zum Ende abgewickelt", erklärte Herbert Fandel.
Herthas Protest wird nun vor dem DFB-Sportgericht verhandelt. Der Fortuna droht im Extremfall ein Wiederholungsspiel, wahrscheinlicher aber eine hohe Geldstrafe oder eine Partie vor einer Geisterkulisse. Die Berliner hatten das Hinspiel mit 1:2 verloren und sind nach dem 2:2 zum sechsten Mal aus der Bundesliga abgestiegen. Für Düsseldorf ist es der fünfte Aufstieg nach 1966, 1971, 1989 und 1995.
Ruf nach härteren Strafen
Der Deutsche Fußball-Bund und der Ligaverband kündigten eine neue Strategie im Kampf gegen Gewalt an. "Grundsätzlich ist nach den Übergriffen dieser Saison ein Punkt erreicht, an dem neue Wege gegen Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gegangen werden müssen", heißt es in einer von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Reinhard Rauball unterschriebenen Erklärung. Noch vor der neuen Saison in den drei Profiligen soll ein Verhaltenskodex entwickelt werden, der den Umgang zwischen Vereinen und Fans beschreibt. Außerdem sollen im Zusammenspiel mit Polizei und Justiz effektivere Vorgehensweisen gegen Gewalttäter auf den Weg gebracht und abgestimmt werden, heißt es.
Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) forderte den DFB auf, mit härteren Strafen gegen Ausschreitungen vorzugehen. "Offensichtlich bringen Appelle an Vernunft und Verstand nichts", sagte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut. Nach Auffassung der GdP schrecken die bisherigen Maßnahmen wie Stadionverbote und Geldstrafen für Vereine kaum noch ab. Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) fordert von den Fußball-Vereinen ein entschlosseneres Vorgehen gegen Gewalt in den Stadien. Die Klubs seien in der Pflicht, ihr Hausrecht in den Stadien auszuüben. Kontrollen müssten verschärft, Stadionverbote für Hooligans und Gewalttäter auch bundesweit durchgesetzt werden. Auch der Einsatz von Pyrotechnik wie Feuerwerkskörpern sei nicht akzeptabel, sagte der für den Sport zuständige Minister.
Bundestrainer Joachim Löw nannte es "ungeheuerlich, dass eine Minderheit von Fans vor dem Schlusspfiff auf den Platz rennt. Wo es um so viel geht, um den Aufstieg, um die Existenz, um riesengroßen Erfolg", sagte Löw.