Italien im höchsten Fußballglück
10. Juli 2006Mit Trommelwirbel, wehenden Fahnen in Grün-Weiß-Rot und "Forza-Italia"-Rufen haben mehr als 3500 Fans am Montagmorgen (10.7.2006) ihrem Team einen triumphalen Empfang in Duisburg bereitet. Einige zündeten bengalische Feuer, als der Bus die Zufahrt zum Hotel entlangfuhr. Die frisch gebackenen Weltmeister waren in den frühen Morgenstunden im Flugzeug von Berlin nach Düsseldorf geflogen, um in ihr Quartier in der Ruhrgebietsstadt zurückzukehren.
"Wir wollten den Pokal haben und wir haben ihn uns mühsam erkämpft", sagte Italiens Kapitän Fabio Cannavaro. "Deutschland hatte ihn bei uns in Italien gewonnen, wir gewinnen nun hier in Deutschland. Das ist einfach nur schön. Ich bin überglücklich, denn das hätte zu Beginn des Turniers niemand gedacht."
Empfang in Italien
Die Spieler fliegen noch am Montag zurück nach Italien. Dort soll der neue Fußball-Weltmeister mit einer Siegesfeier im römischen Circus Maximus empfangen werden. Eine Million Fans werden erwartet, um die aus Deutschland zurückkehrenden Helden zu begrüßen. Die Mannschaft von Trainer Marcello Lippi soll vorher in offenen Bussen durch die Ewige Stadt gefahren werden.
Zidane trotz Platzverweises ausgezeichnet
Hunderttausende Fußballfans betrauerten dagegen am Sonntagabend in Frankreich die Niederlage ihres Teams im WM-Finale. Viele verließen mit hängenden Köpfen und Tränen in den Augen die Fanfeste im ganzen Land, die meisten waren aber dennoch zufrieden mit der Leistung der französischen Mannschaft. Auf dem Pariser Triumphbogen erschienen Leuchtbotschaften wie "Ihr bleibt unsere Helden" und "Danke an die Blauen".
Der französische Staatspräsident Jacques Chirac zeigte sich zwar enttäuscht über die Finalniederlage der "Equipe Tricolore". Doch sei er glücklich darüber, wie sich die Mannschaft in diesem Turnier präsentiert habe, sagte er am Sonntagabend im französischen Sender TF1. Zum Platzverweis von Zinedine Zidane sagte Chirac, er habe nicht gesehen, warum der französische Kapitän die rote Karte bekommen habe. Doch wolle er Zidane seine Reverenz erweisen. Er habe die schönsten Werte des Sports und die größten menschlichen Qualitäten verkörpert und dem französischen Sport und ganz Frankreich Ehre gemacht. Zidane hatte einen italienischen Gegenspieler mit einem Kopfstoß zu Boden gestreckt und dafür die rote Karte gesehen. Trotz dieses Vergehen ist Zidane am Montag mit dem Goldenen Ball als bester Spieler der WM gekürt worden. Der 34-Jährige bekam in der vom Fußball-Weltverband FIFA organisierten Wahl unter Journalisten die meisten Stimmen vor Italiens Abwehrchef Fabio Cannavaro und dessen
Teamkollegen Andrea Pirlo.
Steinmeier sieht deutsches Ansehen mit WM gewachsen
Die gute Stimmung zur Fußball-Weltmeisterschaft hat Deutschland nach Einschätzung von Außenminister Frank Walter Steinmeier neues Ansehen eingebracht. Im ARD-Morgenmagazin sagte der SPD-Politiker, es habe von vielen Seiten Glückwünsche gegeben. Noch nie seien so viele Staatschefs, Präsidenten und Außenminister sowie der UN-Generalsekretär als Besucher gekommen. Und alle seien voll des Lobes gewesen. Dieses habe sich nicht nur auf die gute Organisation bezogen, die sei eigentlich so erwartet worden.
Nicht erwartet habe das Ausland aber diese Form der Begeisterungsfähigkeit, Offenheit und Toleranz, wie sie während der Fußball-Weltmeisterschaft auf den Straßen sichtbar geworden sei. Steinmeier fügte hinzu, fast alle hätten diesen unverkrampften Umgang mit nationalen Symbolen als Schritt zur Normalität gewertet. Dieses Lob sei von keinerlei Befürchtungen geprägt gewesen, dass sich Deutschland im Zuge des Überschwangs überheblich zeigen könnte. "Wenn Gäste von außen das so sagen, ist das der beste Beweis dafür, dass wir uns richtig und angemessen verhalten haben", sagte der Bundesaußenminister weiter.
"Die ganze Welt hat auf den Ball und auf Deutschland geblickt", sagte UNO-Generalsekretär Kofi Annan ebenfalls im ARD-Morgenmagazin. "Es ist eine der besten Weltmeisterschaften, die es je gegeben hat. Der freundschaftliche Geist ist hier wirklich eingefangen worden." Die Welt habe keine Angst mehr vor übertriebenem Patriotismus in Deutschland. "Ich glaube, es war wundervoll, wie die Nation hinter dieser glorreichen Anstrengung vereint war", betonte der UN-Generalsekretär. Man habe ein vereinigtes und glückliches deutsches Volk erlebt. (mas)