Kiel schockt Köln im Relegations-Hinspiel
26. Mai 2021Die Miene war versteinert, der Blick leer. Fassungslosigkeit ist wohl der Begriff, der das innere Empfinden von Jonas Hector nach dem Schlusspfiff am besten trifft. Das 0:1 (0:0) des 1.FC Köln gegen Holstein Kiel im Hinspiel der Relegation zur Fußball-Bundesliga war ein denkbar schlechtes Ergebnis - für ihn und die Kölner. Noch sind sie zwar nicht abgestiegen, aber sie sind dem Abgrund bedrohlich nahe gekommen. Kiels Simon Lorenz erzielte 20 Sekunden nach seiner Einwechslung per Kopf den einzigen Treffer des Spiels (60. Minute). Mit dem Auswärtssieg hat das Team von Trainer Ole Werner am kommenden Samstag im Rückspiel beste Chancen, den Aufstieg in der Heimat perfekt zu machen.
Dabei hatte Hector alles dafür getan, dass der FC auf heimischen Rasen die Partie für sich entscheidet. Der Kapitän ging voran, scheute keinen Zweikampf, war überall auf dem Platz zu finden. Und er ging auch keiner Diskussion mit Schiedsrichter Felix Zwayer aus dem Weg. Hector gab fast 70 Minuten die einzige Sturmspitze der Kölner. Es ist nicht die Lieblingsposition des 30-Jährigen, der sich eher als defensiver Mittelfeldspieler oder linker Verteidiger einen Namen gemacht hat und es damit bis ins Nationalteam schaffte. Doch im Sinne des Teamgeistes füllte Hector die ungewohnte Position gegen Kiel bestmöglich aus - weil Not am Mann war.
Andersson wieder mit Knieproblemen
Denn der einzige nennenswerte Angreifer im Team, Sebastian Andersson, leidet seit Saisonbeginn unter Knieproblemen, die ihn monatelang hatten aussetzen lassen. Zuletzt gegen den FC Schalke 04 stand der Schwede mal wieder in der Startelf - und das Kölner Spiel hatte deutlich mehr Wucht. Gegen Kiel versuchte sich Hector lange Zeit als Andersson-Vertreter. Doch ihm fehlte in den kleinen, aber entscheidenden Momenten der Instinkt eines echten Angreifers. Einmal wartete er zu lange mit dem Abschluss, ein anderes Mal kam er einen Tick zu spät.
Hector gab alles - und war doch glücklos vor dem gegnerischen Tor. Andersson, der weiterhin unter Knieproblemen leidet und nicht voll einsatzfähig ist, kam noch für gut 20 Minuten in die Partie, in denen er dem Spiel aber keine Wende mehr geben konnte.
Dieses (Tor-) Problem kennen sie seit Wochen und Monaten beim FC. Der Angriff ist der Pferdefuß der Rheinländer. Auch im so wichtigen Spiel gegen Kiel bekamen die Kölner ihr größtes Manko nicht in den Griff. Gerade einmal 34 Treffer hat die Mannschaft von Übergangs-Trainer Friedhelm Funkel in der abgelaufenen Saison erzielt - der drittschlechteste Wert der Liga. Der FC versuchte gegen Kiel viel, machte Druck, war die spielbestimmende Mannschaft gegen hart verteidigende und taktisch sehr disziplinierte Gäste.
Hector versucht Optimismus zu versprühen
Die Kölner erspielten sich vor allem dank des unbändigen Einsatzes von Hector auch noch weitere viel versprechende Torchancen. Aber auch Hectors Kollegen wie Ondrej Duda oder Marius Wolf konnten in diesem ersten von zwei Finalspielen nicht in die Bresche springen. "Ich bin nicht leer, ich bin enttäuscht", sagte Hector nach der Partie sichtlich verärgert. Und doch versuchte der Kapitän noch ein wenig Optimismus trotz der schlechten Ausgangsposition zu verbreiten. "Wir haben aber am Samstag die Möglichkeit, es besser zu machen und das Ding zu drehen."