13. Wettkampftag
26. Februar 2010Als die goldene Sensation perfekt war, brach Viktoria Rebensburg fassungslos in Tränen aus. Während die "Routiniers" Kathrin Hölzl und Maria Riesch schwächelten, fuhr das "Küken" das Rennen seines Lebens und völlig überraschend als erste Deutsche seit 54 Jahren im Riesenslalom zum Olympiasieg. "Gold - ein Traum. Unglaublich, das hätte ich niemals gedacht", sagte die 20-Jährige, die noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen hat, nach ihrem Sieg am Donnerstag (25.02.2010). Im Nebel von Whistler behielt Rebensburg dennoch den Durchblick und folgte der legendären Rosa Reichert auf den Olymp. Reichert war 1956 in Cortina d'Ampezzo als bislang einzige Deutsche zu Riesenslalom-Gold gefahren.
"Viki" ganz cool
Während Hölzl als Sechste und Riesch auf Platz zehn hinter den Erwartungen zurückblieben, stürzte Rebensburg ein ganzes Team ins Gefühlschaos. "Die Endorphine spielen verrückt, damit konnte keiner rechnen", sagte Alpindirektor Wolfgang Maier. Riesch, die vor fünf Tagen Gold in der Kombination gewonnen hatte, fand es "super, einfach Wahnsinn." Und auch Hölzl vergaß für einen Moment ihre große Enttäuschung: "Ich freue mich für die Viki. Der erste Sieg, und dann gleich Olympiasiegerin. Das ist schon geil", sagte sie. Silber gewann Tina Maze aus Slowenien, die auch im Super-G Rang zwei belegt hatte. Elisabeth Görgl holte wie in der Abfahrt Bronze. Die Österreicherin hatte nach dem ersten Lauf am Mittwoch geführt, verlor nach der wetterbedingten Verschiebung des zweiten Durchgangs auf Donnerstag über Nacht die Konzentration - und machte den Weg für Rebensburg frei. "Ich war am Start komischerweise gar nicht mehr nervös und habe einfach einen guten Lauf runtergebracht", sagte Rebensburg, die den deutschen Alpinen die beste Olympiabilanz seit 1998 bescherte: Damals hatten in Nagano Katja Seizinger (Abfahrt und Kombination) und Hilde Gerg (Slalom) sogar drei Goldmedaillen gewonnen.
Nystad erneut mit toller Leistung
Mit einer unwiderstehlichen Attacke am letzten Anstieg hat Claudia Nystad den deutschen Langläuferinnen Olympia-Silber in der Staffel beschert. Drei Tage nach ihrem Olympiasieg im Teamsprint lieferte die Deutsche erneut ein überragendes Rennen und wurde im Ziel des 4 x 5 Kilometer-Rennens von ihren Kolleginnen Katrin Zeller, Evi Sachenbacher-Stehle und Miriam Gössner begeistert gefeiert. Gold holte sich Norwegen mit Schlussläuferin Marit Björgen, die mit dem dritten Gold zur erfolgreichsten Starterin in Vancouver aufstieg. Bronze ging an die Finninnen. "Das haben die Mädchen ganz hervorragend gemacht. Miriam hat die Staffel wie vor einem Jahr in Liberec wieder ins Rennen gebracht und Claudia ist eine hervorragende Schlussläuferin", lobte Bundestrainer Jochen Behle seine beiden Skaterinnen.
Fragwürdiger Sprungwettbewerb
Erstmals seit 1998 ohne Einzel-Medaille bleiben die deutschen Kombinierer. Als Bester der vier deutschen Teilnehmer kam Björn Kircheisen als 20. ins Ziel. Zuvor allerdings waren im Sprunglauf von der Großschanze bei irregulären Bedingungen mit Regen, Schnee und böigem Wind vor allem die Weltbesten klar benachteiligt worden und hatten danach schwere Vorwürfe in Richtung der Jury erhoben. "Man hätte unter diesen Bedingungen niemals springen dürfen. Das war eine reine Lotterie, in der nicht der Beste, sondern der Glücklichste gewinnt. Das hat mit Olympischen Spielen nichts zu tun", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Gold gewann nach dem Sprung von der Großschanze und dem 10-Kilometer-Lauf der US-Amerikaner Bill Demong vor seinem Landsmann Johnny Spillane. Dritter wurde Sprung-Sieger Bernhard Gruber aus Österreich.
Gold für kanadische Eishockey-Frauen
Im Finale des olympischen Frauen-Eishockey-Turniers holte Kanada Gold - zum dritten Mal in Folge. Das Team des Gastgebers setzte sich in Vancouver mit 2:0 gegen Weltmeister USA durch. Bronze hatte sich zuvor das finnische Team durch einen 3:2-Erfolg nach Verlängerung gegen Schweden gesichert. Die deutschen Frauen waren nicht für das Turnier qualifiziert. Dank der Silbermedaille ihrer Kufen-Cracks zog das amerikanische Olympia-Team in der Medaillen-Gesamtwertung der Winterspiele wieder an Deutschland vorbei.
Im Freestyle-Skispringen der Männer holte der Weißrusse Alexej Grischin die Goldmedaille. Ein bedeutender Erfolg, denn es war für sein Land das erste Gold überhaupt bei olympischen Winterspielen. Silber ging an Jeret Peterson aus den USA, Liu Zhongqing aus China bekam die Bronzemedaille. Deutsche Springer waren nicht am Start.
Im Eiskunstlauf hat die Südkoreanerin Kim Yu-Na die Damen-Konkurrenz gewonnen. Die 19-jährige Weltmeisterin holte die sechste Goldmedaille und den ersten Sieg im Eiskunstlauf für ihr Land. Silber gewann die Japanerin Mao Asada, Bronze holte Joannie Rochette aus Kanada. Die 16 Jahre alte deutsche Meisterin Sarah Hecken belegte Platz 18 bei ihrem Olympia-Debüt.
Autorin: Sarah Faupel (dpa, sid)
Redaktion: Frank Wörner/Ursula Kissel